Hamburger Zeitzeugen berichten an der Estetalschule Hollenstedt über Kriegserlebnisse und die Verbrechen des Nazi-Regimes
Ruhig wurde es am 12. November in der Aula der Oberschule in Hollenstedt als die beiden Hamburger Zeitzeugen Frauke Petershagen (*1936) und Manfred Hüllen (*1939) uns aus ihrer Kindheit im Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit berichteten und die Schülerinnen und Schüler durch ihre Erzählungen daran teilhaben ließen.
Die Schule war der Bitte Manfreds Hüllens nachgekommen mit der Schülerschaft als Zeitzeuge ins Gespräch kommen zu dürfen. Im Rahmen des jährlichen Projekttages „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ wurde der Besuch der beiden Zeitzeugen durch die Klassen, insbesondere den Schülersprechern Joleen (10a), Joris (10a) und Philip (10b) vorbereitet.
Zu Beginn der Veranstaltung bedankte sich Schulleiter Hauke Brinckmann in seiner Ansprache herzlich für das Kommen, das Engagement, mit den Jugendlichen ins Gespräch kommen zu wollen und betonte, wie wichtig es ist, Zeitzeugen Raum und Zeit zu geben, damit Schülerinnen und Schüler das Erlebte noch aus erster Hand erfahren können. Anschließend konnten die Schülersprecher ihre Fragen an Frau Petershagen und Herrn Hüllen stellen, die zuvor in den Klassen gesammelt worden waren. Aufmerksam verfolgten die Schülerinnen und Schüler aus den Jahrgängen 7., 8., 9. und 10. den persönlichen Schilderungen. Dabei wurden die Verbrechen der Reichsprogromnacht am 9. November 1938, die Bombardements auf Hamburg im Sommer 1943, die Kindheit – geprägt durch den Krieg und Nationalsozialismus -und den persönlichen Schmerz, den der Krieg über die Menschen und ihre Familien gebracht hat, thematisiert.
Besonders betroffen war die Schülerschaft als Herr Hüllen vom Verlust seiner Schwester berichtete, die im Kriegsgeschehen von einem LKW überfahren wurde, und den Kriegsverbrechen, die seiner Familie angetan wurde. „Krieg bedeutet, dass unschuldige Menschen sterben“, betonte er abermals. Auch Frau Petershagen berichtete von ihren familiären Verlusten durch den schweren Bombenangriff auf Hamburg im Juli 1943, den sie selbst zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Schwester in einem Keller überlebte.
Viele Schülerinnen und Schüler brachten anschließend sichtlich angefasst zum Ausdruck, wie sehr sie die persönlichen Erfahrungen bewegt, erschüttert und berührt haben.
Auf die Frage der Schülersprecher, woher die Motivation der Beiden käme, immer wieder in Schulen zu fahren und sich mit den Kriegsbildern auseinandersetzen zu müssen, fand Herr Hüllen eine klare Antwort. Er appellierte an die Schülerinnen und Schüler die Demokratie und ihre Werte zu schützen und sich für sie einzusetzen. Das bedeutet aus diesem dunklen Kapitel unserer Geschichte zu lernen, nicht die gleichen Fehler von damals zu machen und den Mut zu haben, sich für eine liberale Demokratie stark zu machen: Mut zu haben, sich für andere einzusetzen, seine Meinung zu äußern, Empathie zu zeigen und respektvoll und offen anderen Menschen gegenüberzutreten.
Abschließend richtete der Schülersprecher Philip (10b) noch einmal das Wort an seine Mitschülerinnen und Mitschüler. Philip ermutigte die Schulgemeinschaft sich für Vielfalt, Toleranz, Nächstenliebe und Courage einzusetzen und danach unser Schulleben zu gestalten. Jetzt liegt es an uns diese Werte zu leben und an diesen demokratischen Grundsätzen festzuhalten.